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Plattformen: Geschäftsmodell in unter 100 Wörtern erklärt

Plattformen sind das Herzstück der Digitalisierung. Tagtäglich kommen wir als Nutzer mit ihnen in Verbindung: Marktplätze wie eBay und Amazon, Suchmaschinen wie Google, soziale Netzwerke wie Facebook. Zwar sieht die Plattformlandschaft in den USA etwas anders als in Deutschland, aber auch bei uns floriert das Platform Business – besonders im B2B. Wir bringen auf den Punkt, was das Geschäftsmodell so erfolgreich macht.

Die Definition eines Plattformgeschäfts

Ein Plattformunternehmen ist ein Geschäftsmodell, das Interaktionen zwischen einer Vielzahl von Teilnehmern erleichtert. Bei diesen Interaktionen kann es sich sowohl um kurzfristige Verbindungen (v.a. im Customerbereich) als auch um den Aufbau langfristiger Beziehungen bzw. Kooperationen handeln. Die Aufgabe des Plattformunternehmens besteht darin, eine Governance-Struktur und eine Reihe von Standards und Protokollen bereitzustellen, um Anbieter, Kunden und Tools zusammenzubringen. Das heißt: Ein Plattformgeschäft bietet in der Regel keine eigenen Produkte oder Dienstleistungen an, sondern stellt lediglich eine Schnittstelle – die Plattform – für die Marktteilnehmer zur Verfügung. Aus dem komplexen Zusammenspiel von Anbietern und Kunden ergeben sich letztlich sogenannte Netzwerkeffekte.

Welche Arten von digitalen Plattformen gibt es?

Der erste Schritt in der Beratung von Plattformgeschäften ist, herauszufinden, welche Art Plattform die eigenen Anforderungen am besten erfüllt. Dazu ein grober Überblick:

Transaktionszentrierte Plattformen

Bei diesen Plattformen geht es um die reine Transaktion (Kauf, Tausch, Angebot). Sie führen ein breites Spektrum relevanter Ressourcen zusammen und vereinfachen den Austausch und Handel zwischen allen beteiligten Akteuren. Beispiele sind digitale B2C- und B2B-Marktplätze sowie On-Demand-Services wie Uber oder Paypal.

Soziale Plattformen

Im Mittelpunkt von sozialen Plattformen – etwa Facebook oder Wikipedia – steht nicht die Abwicklung einer Transaktion, sondern die Interaktion zwischen Interessengruppen. Bei dieser Art Plattform können die Rollen der Teilnehmer überlappen oder wechseln: Anbieter sind auch Kunden, Kunden sind auch Anbieter (Multi-Side-Effekt).

Datenzentrierte Plattformen

Charakteristisch für diese Plattformen ist eine datenbasierte Vernetzung. Man unterscheidet dabei zwischen Aggregatoren- und Technologie-Plattformen. Erstere sammeln Daten oder nutzen eigene Datenbestände, um daraus neue Angebote zu erstellen, wie es beispielsweise Amazon oder Google tun. Zweitere bieten Infrastrukturen für einen systemübergreifenden Datenaustausch. Beispiele für solche IoT- oder Utility-Plattformen sind Siemens Mindsphere oder Bosch IoT Suite.

Welche Vorteile haben digitale Plattformen?

Klassische „Pipeline“-Geschäftsmodelle basieren auf einer linearen Wertschöpfungskette: Aus einem Rohstoff wird ein Produkt, das wir am Markt an den Kunden verkaufen. Das Problem an diesen Systemen ist, dass sie schwer zu skalieren sind. Wachstum lässt sich nur mit einem überproportional großen Mehraufwand und auch nur bis zu einer gewissen Grenze erzeugen, während das Prozessmanagement immer komplexer wird.

Plattformökosysteme haben diese Einschränkungen nicht. Darüber hinaus bieten sie zahlreiche Vorteile, die in der heutigen digitalen Geschäftswelt immer unerlässlicher werden:

  • Niedrige Transaktionskosten: Kennzeichnend für digitale Plattformen sind zwar relativ hohe Fixkosten, aber nur geringe marginale Kosten für zusätzliche Kunden.
  • Hohe Skalierbarkeit: Eine virtuelle Plattform, die selbst nur als Intermediär agiert und feste Kostenstrukturen besitzt, kann nahezu beliebig skaliert werden.
  • Nachhaltigkeit: Innovative Plattformgeschäfte sind für Unternehmen zukunftsweisend. Sie schaffen Handlungsspielraum, steigern die Effizienz und stärken die Wettbewerbsfähigkeit. 
  • Netzwerkeffekte: Plattformen schaffen (Mehr-)Werte durch die vielseitigen Verbindungen von Anbietern, Kunden und Ressourcen. Je mehr Anbieter eine Plattform nutzen, desto attraktiver wird sie auch für Kunden, weil das Angebot steigt. Umgekehrt steigt die Lukrativität einer Plattform, je mehr Kunden sich darauf befinden. Diese Gegenseitigkeit bezeichnet man als Netzwerkeffekt, der zu exponentiellen Wachstumssteigerungen führen kann.

Bevor Sie sich nun in wilde Überlegungen stürzen, wie Sie Ihr eigenes Platform Business aufbauen: Halt! Bedenken Sie, dass eine Plattform nicht für jedes Unternehmen geeignet ist – oft kann es zum Beispiel sinnvoller sein, sich als Partner an bereits vorhandenen Plattformen zu beteiligen. Im Consulting wird dieser Punkt ausführlich geklärt und analysiert.

Zusammenfassung

Digitale Plattformen rücken immer weiter ins Zentrum von Marktstrukturen und verdrängen damit traditionelle, einseitig ausgelegte Märkte. Sie vereinfachen den Handel und Austausch zwischen Interessengruppen in einer einheitlichen virtuellen Umgebung, sind zudem hoch skalierbar und können für verschiedenste Branchen und Zwecke eingesetzt werden. Kurz und knapp: Wer langfristig im nationalen und globalen Wettbewerb mithalten will, kommt um das Plattformgeschäftsmodell nicht mehr herum.