Schon Mal was von einer Retrospektive gehört? Im Scrum ist es jedenfalls ein gängiger Begriff. Die Retrospektive oder kurz „Retro“ hat dabei nichts mit einer Design- oder Musikrichtung zu tun, sondern ist ein wichtiger Termin. Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen, da sich hinter diesem Begriff großes Potenzial versteckt.
Die Retro – Was ist das Ziel?
Die Retro ist ein Termin der regelmäßig wiederholt wird und in welchem das Team sich die Zeit nimmt, ihre Zusammenarbeit zu reflektieren. Was ist das Besondere daran?
Die meisten Teams sind völlig in die Projektarbeit versunken. Das ist verständlich, schließlich ist Zeit kostbar und die Aufgaben neigen dazu, stetig mehr anstatt weniger zu werden. Aber was macht ein erfolgreiches Team aus? Die gemeinsame Performance und Zusammenarbeit!
Wie aber soll ein Team sich verbessern, wenn es sich keine Zeit nimmt, die aktuelle Art und Weise zu bewerten und zu überprüfen? Genau hier setzt die Retrospektive an.
Nach jedem Sprint zieht sich das Team zurück, um gemeinsam zu besprechen, was gut lief und wo sich das Verbesserungspotenzial versteckt. Konflikte, die ein Team lähmen können, werden so bereits frühzeitig aufgedeckt. Das Team kann gemeinsam daran arbeiten, effizienter zu werden, Arbeitsabläufe zu verbessern und ihre Qualität zu steigern.
Aller Anfang ist schwer
Bei all den Vorteilen stellt sich die Frage, warum nicht alle Teams zu dieser Methode greifen. Die Antwort darauf ist simpel: Viele Führungskräfte legen mehr Wert darauf, dass Aufgaben schnell umgesetzt werden. Die Zeit, die sich das Team für die Reflektion nehmen würde, sehen sie an anderer Stelle besser eingesetzt.
Diese Auffassung ist gefährlich und zeigt eine kurzfristige Denkweise. Natürlich kann die Zeit für den Termin dazu genutzt werden, Themen weiter voranzutreiben. Langfristig gesehen bleibt das Team jedoch auf der Strecke und verpasst Gelegenheiten, sich zu verbessern. Außerdem wird hier etwas Wichtiges vergessen: Dadurch, dass sich ein Team stetig weiter entwickelt, steigt die Effizienz und Zeit kann sogar eingespart werden.
Widerstand kommt aber nicht immer von den Führungskräften, auch Teammitglieder können diese Argumente bringen.
Sie können mit Aussagen rechnen, wie:
– Unsere Zusammenarbeit ist doch schon super
– Dafür haben wir gerade keine Zeit
Sie sind dennoch von den Vorteilen der Retro überzeugt und wissen, dass sowohl Sie, das Team, aber auch das Projekt langfristig davon profitieren? Legen Sie die richtigen Grundsteine!
Nehmen Sie die Tür, anstatt durch die Wand zu brechen!
Führen Sie ein Auftaktmeeting durch, um das Team von der Retro zu überzeugen. Erklären Sie, was eine Retro ist und wie Sie gemeinsam davon profitieren können. Sie haben in der Regel mit weniger Widerstand zu rechnen, wenn Sie die Einführung gemeinsam planen, anstatt das Team vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Wie sieht eine Retro aus?
Eine Retro wird immer vorbereitet, moderiert und hat Grundregeln, die jeder beachten muss:
– Las Vegas Regel: Alles, was in diesem Termin besprochen wird, bleibt im Termin!
– Goldene Regel: Wertschätzender und respektvoller Umgang ist das A und O!
Eine beliebte Retro, für die Sie nicht viel vorbereiten müssen, ist die 4-L-Retro (Liked, Learned, Lacked, Longed for).
Auf einem realen oder digitalen Whiteboard sind 4 Spalten oder Raster vorgezeichnet: Was lief gut? Was habe ich gelernt? Was hat gefehlt? Und was hätte ich mir gewünscht?
Geben Sie dem Team Zeit, kurz darüber nachzudenken und in jedes der Raster mindestens ein Post-it zu schreiben. Sind alle fertig, kann jeder seine Antwort vorstellen. Es hilft, wenn der Moderator zusammengehörende Themen schon mal clustert.
Nach einer Diskussion kommt der wichtigste Teil der Retro: Leiten Sie gemeinsam Maßnahmen ab, welche Sie nachhalten.
Es gibt unzählige Tools und Formen von Retros, Sie müssen nicht jedes Mal die gleichen Fragen verwenden. Ob kurz und effizient, oder etwas verspielter – schauen Sie, welche Methode besser beim Team ankommt. Mit etwas Abwechslung wird es garantiert nicht langweilig und Erfolge sind vorprogrammiert.