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Artikelbild - Freelancer auf dem Sofa bei der Arbeit

5 Freelancer aus der Hölle, die jeder Auftraggeber kennt

Ich muss leider gliech für diesen eher negativen Artikel um Verzeihung bitten. In diesem Fall halte ich es für meine Pflicht über meine Erfahrungen aufzuklären. Ich kann damit nicht der Einzige sein. Üblicherweise schreibe ich über Dinge, die funktionieren.

Der Titel dieses Betrags ist übrigens angelehnt an den Artikel „7 Kunden aus der Hölle, die jeder Freelancer kennt„.

Seit etwa 2017 habe ich die finanziellen Möglichkeiten, Aufgaben an Mitarbeiter, Dienstleister und Freelancer zu delegieren. Niemals hätte ich bis dahin gedacht, dass es so schwer ist, die beauftragte Arbeitsleistung auch tatsächlich zu erhalten. Ich habe mit Agenturen, Dienstleistern und Freelancern zusammengearbeitet – die extrem arroganten und unrealistischen Vorstellungen erlegen sind.

Ich arbeite mit professionellen Freelancern, Softwareentwicklern zusammen, die ein hervorragenden Job gemacht haben (Robert Metz, Michael Deichen, Markus Gottschau, Alecsandru, Gabriel – hervorragende Leute, danke für eure Arbeit).

Es hat sich aus meiner Sicht ein neuer Typ Freelancer gebildet, der irgendwie der Illusion erlegen ist, dass er selbst entscheidt, welche Leistungen er bei einem Auftrag erbringen wird, der Arbeitgeber seinerseits jedoch die Pflicht hat, für welches Arbeitsergebnis auch immer die Rechnung zu bezahlen.

Oft pochen diese Freelancer darauf, nicht weisungsgebunden zu sein. Im Folgenden möchte ich kurz meine Erfahrungen mit Freelancern auf den diversen Portalen und Plattformen und in den entsprechenden Aufgabengebieten darstellen.

1. Recherchen in wissenschaftlicher Qualität

Das war der Beginn meiner Erfahrungen mit virtuellen Assistentinnen. Eine wortgewandte, intelligente Frau, die gerade in den letzten Zügen ihres Studiums lag, bot wissenschaftliche Recherchen an. Ich beauftragte eine Wettbewerbsanalyse. Was ich bekam war eine Liste von Internetadressen weniger Firmen, die mal mehr mal weniger etwas mit dem in Frage stehenden Geschäftszweck und Unternehmensstandort zu tun hatten. Zu dem Zeitpunkt hielt ich es noch für einen Einzelfall.

Ich glaube nicht, dass sie mich vorsätzlich betrügen wollte. Sie hatte nur völlig realitätsferne Vorstellungen: Als fast fertige Masterstudierende hatte Sie wohl die Vorstellung, andere Stundensätze, jenseits der 50€ (2017) zu verdienen und dachte sich, die Qualität durfte auch entsprechend sein. Außerdem bat sie zwar Recherchen in wissenschaftlicher Qualität an, unterschätzte allerdings, dass die Kategorie Wirtschaft ein eigene Spezialgebiet ist.

Aus meiner Sicht war es trotzdem Betrug, als sie sich entschied, ein Arbeitsergebnis dieser Güte abzugeben und eine Vergütung zu fordern.

2. Katja (Name geändert), meine virtuelle Assistenz

Erneut hatte ich mich auf das Versprechen „virtuelle Assistenz“ eingelassen. Diesmal benötigte ich jemanden, der mit Kunden kaufmännische Angelegenheit wie das Rechnungswesen klärt. Remote. Sie bei Köln oder Unterwegs beim Wellenreiten, ich in Hamburg. Ich halte viel davon, die Möglichkeiten der IT in der Arbetis welt zu nutzen. Jeder soll nach seiner Facon selig werden. Doch die Voruteile, die Viele zu dieser Art von Arbeit haben, sollte sich vollkommen bestätigen. Unzuverlässigkeit bis hin zum Anpöbeln unseres Kunden via E-Mail war das Einzige, vorauf ich mich verlassen konnte.

Sie war sogar bereits soweit in die Prozesse integriert, als sie das Vertragsverhältnis nach einigen Ermahnungen verließ, hatten wir arge Schwierigkeiten die Arbeit, die sie tat, aufzufangen. Sie war also von Nutzen. Gleichzeit hat sie Schaden verursacht. Das ist nicht die erwartbare Arbeitsmoral. Fehler können passieren, dennoch sollten angebotene Dienste bei Buchung auch die gestellten Anforderungen erfüllen.

3. Texter

Mit etlichen Textern habe ich zusammengearbeitet. 800 Wörter lange Artikel in einer Range von 100€ bis 500€. Ein Artikel, der mit wirklich brauchbar für diesen Blog hier erschien, war nicht dabei. Der Schreiber oder die Schreiberin war stets bemüht sozusagen. Auch da war es wieder: Die Vorstellung alle Arten an Themengebieten anbieten zu können, dann aber festzustellen (und nicht selten erst nach der Beauftragung), dass das Wissen nicht ausreicht. Dazu kommt die Uneinsichtigkeit. Ein klärendes Gespräch wäre okay mit der Ansage, für welche Themen der Freelancer ansonsten geeignet ist. Doch stattdessen wird der Artikel dennoch abgeliefert. Irgendwie.

4. Supertext

Die Plattform Supertext fand ich bis vor ein paar Wochen enorm interessant. Auf der Website des Anbieter findet man ein umfangreiches Userinterface, in dem Textart, Textlänge, Branche etc. definiert werden kann. Allerdings nur wieder theoretisch. Als ich mich anmeldete um den Dienst in Anspruch zu nehmen, musste ich erstmal durch ein persönliches Onboardinggespräch mit einer Mitarbeiterin. Es musste auch unbedingt via Telefon sein. Für mich führt das den Zweck einer solchen Dienstleistung ad absurdum. Denn muss ich jeden Artikel langwierig besprechen, kann ich ihn in der Zeit auch selbst schreiben.

5. Fiverr

Wer es nicht kennt: Fiverr ist ein Marktplatz, auf dem Freelancer Aufgabenpakete anbieten. Ursprünglich zu einem üblichen Preis von fünf Dollar. Daher der Name. Heute ist das anders, auf der Welt herrschen unterschiedliche Lohnniveaus – soviel ist klar.

Auf mich zumindest machte Fiverr zudem immer den Eindruck, man können Dienstleistungen in Pkateform dort einfach buchen. So einfach wie man einen Hotelaufenthalt bucht oder ein Produkt bei Amazon kauft. Doch das ist nicht so. Im Prinzip ist der „Kaufen“-Button auf den Angebotsseiten nutzlos. Bei rund 20 Aufträgen mit Fiverr habe ich bei 18 (ich habe es im Verlauf geprüft) die Reaktion bekommen, dass zuerst die Anfrage besprochen werden soll, bevor ein Auftrag. Egal ob deutscher, indischer, afrikanischer oder amerikanischer Verkäufer.

Also wieder das Gleiche wie bei Suprtext.

Mehrere Keywordanalysen und -recherchen wollte ich dort in Auftrag geben. Ich habe Worddokumente zugesendet bekommen, die mein gesamtes Geschäftsmodell, Konkurrentenseiten und Basiskeywords abgefragt haben und dennoch wurden meine Aufträge abgelehnt, aufgrund mangelnder Informationen.

Gegenargument zu ausführliche Briefings sind wichtig

Es gibt natürlich Situationen, in denen ausführliche Briefing für Auftragnehmer wichtig sind. Wenn ich eine Corporate Identity oder ein neues Webdesign beauftrage. Wenn ich die Unternehmensziele überdenke und den Jahresabschluss mache. Je ganzheitlicher eine Arbeit kontrolliert werden muss, desto detailierter muss das Briefing des Freelancers oder des Mitarbeiters ausfallen.

Genau deshalb sind diese Dinge nicht geeignet, um sie zu delegieren. Und wenn ein Entscheider der Meinung ist, er müsse bei der Beauftragung letztlich alle Keywords einer Keywordsrecherche selbst vorgeben, dann fällt auch eine Keywordrecherche in diesen Bereich. Der Grund dafür ist allerdings nicht die Beschaffenheit der Aufgabe, sondern der Kontrollbedarf des Auftragsgebers. So wird jede Aufgabe undelegierbar und das ist ein Anfängerfehler bei Gründern und Selbstständigen, frischen Chefs: Micromanagement.

Als Unternehmer will ich Aufgaben abgeben. Ich will nur die Details vorgeben, die kritisch sind. Ansonsten hat der Freelancer seinen Gestaltungspielraum. In allen Dimensionen, die nicht vorgegeben sind. Genau darum ging es dem Freelancer doch, oder nicht?

Viele Freelancer sind nicht reif für das Freelancertum (insbesondere die sogenannten virtuellen Assistentinnen): Sie suchen feste Vorgaben, wo sie Freiheit bekämen und wollen Freiheit, wo sie sich an Vorgaben halten sollten.

Erklärungsversuch

Das ist natürlich extreme Spekulation. Ich habe ein paar sinnvolle Erklärungsversuche. Das Buch von Timothy Ferris „Die 4-Stunden-Woche“ konnte ich nicht zuendelesen. Zu dreist die Idee, man müsse sich seine „Kunden erziehen“ und so ausdünnen, dass nur noch die übrigbleiben, die sozusagen stubenrein sind. Also möglichst wenig auf ihr Recht pochen.

Ich gebe Jessica Fichtel vom Blog bileico.com mit ihrem Artikel („7 Kunden aus der Hölle, die jeder Freelancer kennt„) natürlich recht. Doch ihre Punkte haben immer auch eine Rückseite. Sprich: „Können wir nochmal über den Preis sprechen?“ ist nicht das Problem – Wir müssen sogar über den Preis sprechen! Die Frage ist: Wie bemessen wir einen fairen Preis? Wenn ein studierter Softwareentwickler im Schnitt 65€ in der Stunde zurecht verdient, ein ungelernte virtuelle Assistentin für Keywordrecherche bei 45€ in der Stunde aber bereits beleidigt ist. Auch das Argument „dann könnte ich es auch selber machen“ ist nunmal gerechtfertigt, wenn es wahr ist: Muss der Auftraggeber zwei Stunden aufwenden um einen Artikel schreiben zu lassen, ist es wirtschaftlicher es selbst zu tun.

Das Wirtschaftlichkeitsargument ist ein interessantes Thema in diesem Zusammenhang: Es ist doch kindisch darauf soetwas wie „Es geht nicht alles immer nur ums Geld“ bzw. um Gewinnmaximierung bzw. um Wirtschaftlichkeit. Das stimmt: Im Privatleben. In Geschäftsbeziehungen geht es genau um Konsten und Nutzen. Selbst wenn es um Spenden geht.

Schlüsse, die ich daraus ziehe

Freelancer zu finden, vor allem in diesen Allerweltsbereichen wie Texten, Assistenz, Suchmaschinenoptimierung, Rechnungswesen usw. ist ein Schmerz. Ein unglaublicher Aufwand, denn die meisten haben trotz ihrer mäßigen Arbeitsleistung volle Auftragsbücher (interessanterweise). In der Briefingkommunikation stellt sich oft heraus, dass der Freelancer nicht geeignet ist und oft sind Arbeitsergebnisse unbrauchbar.

Für mich habe ich drei Möglichkeiten, die ich versuchen werde. Es muss doch möglich sein, unkompliziert an gute Freelancer zu kommen. Upwork habe ich noch nicht probiert, das werde ich als nächstes tun. Zweitens würde ich gerne unseren bereits vorhanden Pool (oder Netzwerk) an Freelancern nutzen, um Aufgaben einfach in diesen Pool zu geben. Wer Interesse an der Aufgabe hat, kann sie sich nehmen (das geht auch in Richtung unseres Projektes Humanoid („Statt Freelancersuche, Ergebnisse erhalten“ – Könnte das Motto sein). Als dritte Möglichkeit werden es dann doch wieder Agenturen sein, die ich beauftrage, die ihre Freelancer in meinem Auftrag steuern. Das ist dann offensichtlich der Preis, den ich und die Freelancer zu zahlen haben.

Schade. Habt ihr Tipps? Wie löst ihr diese Problematik für euch?

Weiterer Artikel zum Thema: „So wirst du ein Lieblingsfreelancer„.