Archiv des Autors: Andreea Zamfir

Planning Poker: Keine Mittelwerte bilden

Planning Poker hilft, objektivere Schätzung für Aufwänder von Aufgaben zu erarbeiten. Auf spielerischem Wege. Üblicheweise um User Stories im Product Backlog eines agilen Teams zu schätzen. Hauptsächlich weil Schätzungen ohne so ein Verfahren meist beeinflusst sind. Die passiert im Team unbewusst gegenseitig. Bei Planning-Poker-Ansatz halten die einzelnen Schätzer Karten hoch, die ihre Schätzungen zeigen. Wird das Team sich nicht einig, bespricht es die Gründe und stellt Fragen an den Projektleiter. Sie wiederholen den Vorgang, bis sie zu einem Konsens kommen. Über die allgemeinen Spielregeln haben wir einen eigenen Artikel geschrieben.

Teammitglieder fragen mich oft, ob sie wirklich einen Konsens finden müssen oder ob sie einfach den Mittelwert der einzelnen Schätzungen nehmen können. Das Problem mit der Mittelwertbildung ist, dass sie zu einfach ist. Anstatt eine (durchaus auch heftige) Diskussion zu führen, die einer der großen Vorteile des Planungspokers ist, tappen die Teams in die Falle, eine oder zwei Runden zu spielen und dann einfach den Mittelwert zu bilden.

Mittelwerte befördern Taktiererei

Offensichtlich falsch ist, wenn der Schätzende die 100er bzw. die Unendlichkarte spielen, weil er damit den Durchschnitt in die Höhe treiben kann. Nicht aus tatsächlicher Überzeugung heraus, dass die Aufgabe 100 Stunden dauern wird, eigentlich hält er 20 für die richtige Aufwandsschätzung. Er erwartet von anderen Spielenden eher 8 oder 13. Im Durchschnitt resultiert letztlich der angestrebte Betrag. Das widerspricht klar der Idee, objektive Schätzungen zu finden. Das ist eine mögliche Konsequenz, wenn sich die Durchschnittsbildung im Planning Poker etabliert.

Wertvolle Diskussionen verschwinden

Es gibt einen weiteren Aspekt. Lässt man den Mittelwert zu, verschwinden die Diskussionen. Teams diskutieren darüber, warum es verschiedene Ausreißer gibt. Dadurch decken sie verschiedene Sichtweisen über den Umfang und auch Inhalt der Aufgabe auf. Durch diese Diskussionen werden gerade die wichtigsten Einsichten gewonnen. Diese Einsichtengewinnung katalysieren wird, indem wir Mittelwerte nicht zulassen. Dieses Extraverständnis geht Teams verloren, die während Planungspokern Mittelwerte bilden.

Ich möchte selbstverständlich, dass die Teams zu einer Einigung kommen, aber es ist mir egal, wie herzlich sich geeinigt wird. Wenn wir uns auf 13 einigen, gibt es immer einen Anteil des Teams, der diese Auffassung selbstständig vertritt. Andere sind eigentlich der Ansicht, dass 8 richtig wäre, aber dass 13 „nahe genug“ ist. Wieder andere sind vielleicht der Meinung, dass wir zu lange über den Punkt diskutiert haben. Obwohl sie eigentlich finden, dass 20 angemessen sein sollte, geben sie nach und nennen 13, nur um es hinter sich zu bringen. Ich schlage also vor, eine weitere Runde zu spielen, anstatt den Durchschnitt zu ermitteln, wenn das Team in einer Sackgasse steckt. Auch jetzt sollte man den Mittelwert nicht zu einem scheinbar objektiven Wahrheitswert verklären. Wenn man dann immer noch nicht weiterkommt, sollte das Team besser eine Zahl als Kompromiss vorschlagen. Jedes Teammitglied prüft, ob er ihn in gewisser Weise unterstützen kann.

Deshalb sollte es keine Mittelwertbildung geben. Also zusammenfassend um ersten Taktiererei zu vermeiden und zweitens um die Diskussion zu katalysieren.

Gute Tools zeigen auch keinen Mittelwert an. Um ein geeignetes Tool für Remoteteams zu finden, sollte man verschiedene Tools ausprobieren, die ein professionelles agiles Pokern ermöglichen. In dem Artikel „Die 6 besten Planning Poker Tools zur freien Verfügung“ stellen wir verschiedene Anwendungen vor.