Die Backlogs von Projekten sind oft voll und unübersichtlich. Um eine Struktur hineinzubringen, nehmen sich Scrum Teams Zeit, um die Items gemeinsam zu schätzen. Planning Poker ist eine beliebte Methode dafür, eine weitere Möglichkeit stellt aber auch Magic Estimation dar. Was daran so magisch ist und wie das Ganze funktioniert, erfahren Sie hier.
Wo liegt die Magie?
Warum sollten Sie Magic Estimation verwenden, wenn Planning Poker doch genauso zum Ziel führt und in den meisten Teams bereits im Einsatz ist? Die Magie des Schätzverfahrens liegt in der Zeiteinsparung!
Beim Planning Poker gibt es im Vorfeld viel zu klären. Erst wenn keine Fragen mehr offen sind, beginnt die verdeckte Schätzung. Dabei ist jedes Teammitglied an jeder einzelnen Schätzung beteiligt. Das hat zwar den Vorteil, dass jeder seine Stimme abgibt, es nimmt jedoch auch viel Zeit in Anspruch.
Nach jedem Durchgang kommt es zusätzlich zu einer Diskussion zwischen der höchsten und der niedrigsten Schätzung. Zielführend? Bestimmt. Aber wir wissen alle, dass Zeit in Projekten eine Mangelware darstellt.
Wie funktioniert es?
Magic Estimation soll den Zeitaufwand beim Schätzen reduzieren. Es ist wie Planning Poker ein relatives Schätzverfahren, das Team setzt die Items also in Verhältnis zu einer Referenzstory.
Was muss vorbereitet werden?
- Die Fibonacci-Reihe sollte auf dem Tisch, an der Wand oder am Whiteboard angebracht sein – je nachdem, wo das Team arbeitet
- Die Storys müssen auf einzelnen Kärtchen vorliegen
- Im Vorfeld wird eine Story beispielsweise per Planning Poker geschätzt, welche dann als Referenz gilt
- Die Items aus dem Backlog müssen klar verständlich sein
Nun kommen wir zum Ablauf. Zu Beginn eines Durchlaufes liegt die Referenzstory bereits an dem geschätzten Fibonacci-Wert. Jeder Teilnehmer erhält zufällig einige ausgedruckte Storys.
Wichtig: Beim Schätzen der Storys wird nicht gesprochen!
Schritt 1: Jeder Teilnehmer platziert seine Storys innerhalb der Fibonacci-Reihe. Er orientiert sich dabei an der Referenzstory und darf die Karten nur direkt, nicht zwischen den Werten platzieren.
Schritt 2: Die Teilnehmer erhalten jetzt einige Minuten Zeit, um zu schauen, wie die Teammitglieder andere Storys geschätzt haben. Stimmt man deren Ansicht zu, verändert man nichts. Ist der Teilnehmer jedoch der Ansicht, dass eine Story zu hoch oder zu niedrig geschätzt ist, kann er diese verschieben. Er braucht die Verschiebung nicht begründen, muss die Karte aber mit einem Punkt oder einem Strich versehen. Damit können auch andere erkennen, dass diese Karte schon mal verschoben wurde. Diese Phase endet, wenn es keine Bewegung mehr auf dem Board gibt.
Schritt 3: Eine Karte kann mehrfach die Position wechseln. Sind auf einer Karte jedoch 3 Punkte vorhanden, scheint es noch Gesprächsbedarf zu geben. Dies ist in Form einer Diskussion möglich. Alle Karten mit drei Markierungen werden für diese Diskussion herausgezogen. Ab jetzt dürfen die Teilnehmer natürlich wieder sprechen. Ziel der Diskussion ist es, die Story zufriedenstellend im Board zu platzieren.
Herausforderungen und Vorteile von Magic Estimation
Damit Magic Estimation funktioniert, müssen die Items aus dem Backlog klar definiert und für alle verständlich sein. Ist dies nicht der Fall, ist der Diskussionsbedarf sehr hoch.
Ist dies jedoch gegeben, liegt der größte Vorteil klar auf der Hand: Anstatt dass alle Items nacheinander von jedem Einzelnen geschätzt werden müssen, schätzen die Teammitglieder die Storys im Magic Estimation parallel. Anschließend überprüfen sie diese. Es kommt nur zu einem Gespräch, wenn abweichende Meinungen vorliegen. Ist ein Team in diesem Verfahren bereits eingespielt, ist die Zeitersparnis enorm. Aus der Praxis berichten einige Teams, dass sie anstelle von ein bis drei Stunden nur noch maximal eine halbe Stunde für einen Schätzvorgang benötigen.
Ein weiterer Vorteil: Es lässt sich schnell erkennen, welche Storys zu groß sind und weiter zerlegt und ausdefiniert werden müssen.